3-in-1-Anstrich

Arbeitserleichterung oder doch nur für dumm verkauft?

Fassade streichen

Erleichtern 3-in-1-Anstriche wirklich die Arbeit? Foto: 123rf-artursfoto

 

Garten- und Wohnhäuser werden immer häufiger selbst gestrichen, weil es einfach günstiger ist, als einen Malerbetrieb zu beauftragen. Warum dabei die Grundierung so wichtig ist, haben wir bereits in einem anderen Beitrag erklärt. Das ist aber mit viel Arbeit verbunden. Wäre es da nicht schön, wenn man in nur einem Arbeitsgang alles erledigen könnte – quasi mit einem 3-in-1-Anstrich, der grundiert, imprägniert und gleichzeitig als Endanstrich dient?

Ein Widerspruch in sich

Solche 3-in-1-Produkte finden sich immer häufiger in den Baumärkten. Auf Farbdosen finden sich dann auch Begriffe wie „diffusionsoffen, wasserabweisend und Grundierung enthalten“, die uns den Kauf mit dem 3-in-1-Versprechen schmackhaft machen sollen. Man könnte auch „UV-abweisend, dauerelastisch und schnelltrocknend“ oder auch „strukturerhaltend, langlebig und lösemittelfrei“ einsetzen. Klingt alles positiv und arbeitserleichternd – widerspricht sich aber:

  1. Grundierung

    Die Grundierung ist das A & O beim Holzschutz im Außenbereich. Foto: 123rf-ronstik

    1. Die Grundierung ist ein Anstrich, der tief ins Holz einzieht und das Holz entweder sättigt oder bei deckenden Farben einen Haftvermittler darstellt. Im Falle des 3-in-1-Anstrichs müsste also ein Teil tief ins Holz einziehen, während ein anderer als Endbeschichtung holzschützend und wasserabweisend auf der Holzoberfläche verbleibt. Dazu bräuchte es wohl Microchips, die im Anstrich alle Bestandteile in die richtige Richtung leiten. Wäre das tatsächlich möglich, könnten wir auch Motoröl, Wischwasser und Benzin als 3-in-1 in den Autotank kippen.

  2. 2. Imprägnierungen kennen wir aus dem Textilbereich. Dabei werden die Oberflächen durch die Sättigung des Textils mit bestimmten Materialien wasserabweisend. Bei Holz ist eine Durchsättigung durch frei verkäufliche Substanzen eher nicht möglich. Und auch die so genannte Kesseldruckimprägnierung, bei der in Wasser gelöste Salze unter Druck tief ins Holz gepresst werden, macht die Holzoberfläche nicht wasserabweisend. Feuchtigkeit kann dennoch ins Holz eindringen. Es sind die keimtötenden Salze, die das Holz für die ersten fünf bis acht Jahre auch ohne Anstrich schützen. Was also hat das Wort Imprägnierung auf einem 3-in-1-Anstrich zu suchen? Der Anstrich selber ist zwar wasserabweisend und wirkt wie eine Imprägnierung, ist aber keine – klingt bloß klasse!
  3. 3. Aber wenn wir schon von wasserabweisend sprechen, warum steht dann auch noch „atmungsaktiv“ beziehungsweise „diffusionsoffen“ oder „offenporig“ auf den Dosen? Alle drei Begriffe meinen das gleiche, dass der Anstrich Feuchtigkeit hindurch lässt – von innen nach außen und im Besonderen von außen nach innen. Was soll dann eine Imprägnierung?! Leider gibt es keine Anstriche, die Feuchtigkeit nur von innen nach außen entweichen lassen. Und ganz nebenbei: Die meisten Anstriche, die als „diffusionsoffen“ gekennzeichnet sind, erfüllen diesen Aspekt ohnehin nicht. Es steht auf den Dosen und der geneigte Käufer orientiert sich gerne an so wohlklingenden Begriffen wie „atmungsaktiv“. Atmen scheint gut, „resistent“ klingt dagegen negativ, wenngleich das Holz resistent gegen die Schäden durch Wasser sein sollte.
  4. 4. Kommen wir zur UV-Beständigkeit von Farben: UV-abweisend ist kein einziger Anstrich. Denn das UV-Licht der Sonne zersetzt jede Art von Beschichtung, die ein Bindemittel wie Acryl, Acrylat, Alkydharz oder Öl enthält. Alle zerfallen im Sonnenlicht und jeder Anstrich verbrennt im Sonnenlicht wie unsere menschliche Haut. Bei Lasuren ist mit „UV-Beständigkeit“ gemeint, dass das Sonnenlicht durch den transparenten Anstrich nicht hindurch kommt, so dass das Holz nicht vergraut. Ja, solche UV-Blocker gibt es bisweilen in Lasuren. Wie wir jedoch wissen, verbrennen die hauchdünnen Lasurschichten innerhalb von ein bis zwei Jahren im Sonnenlicht und damit auch der UV-Blocker. Bereits nach wenigen Wochen wird die Lasur schon merklich dünner und die UV-Blocker wittern ab. Eine Lasur mit UV-Schutz ist vergleichbar mit einer Sonnenschutzcreme mit Lichtschutzfaktor 5. Sie ist imprägnierend, denn sie tränkt die Haut, hat UV-Schutz für einige Minuten und ist wasserabweisend, also zum Baden geeignet. Aber für wie lange? Mit LSF 5 würde wohl kaum jemand gefahrlos ein Sonnenbad nehmen können.

Sonne und Regen

Es war schon immer etwas aufwendiger, Holz im Außenbereich zu schützen. Das UV-Licht der Sonne verbrennt das Lignin im Holz, das als holzeigenes Polymer für den charakteristischen Holzton verantwortlich ist. Dadurch wird das Holz aber nur grau – mehr passiert nicht. Bestes Beispiel: Die Holzhäuser in den Bergen. Sie werden auch nie gestrichen und werden mit der Zeit bloß grau und irgendwann einmal schwarz. Ein weiterer Schädling für Holz ist Wasser, weil feuchtes Holz Keimen und Pilzen einen Nährboden gibt. Nur Sonne oder nur Wasser sind unkritisch – zumindest auf sehr lange Sicht. Ohne Sonne perlt der Regen vom Holz ab. Ohne Regen wird das Holz nur trocken.

Fazit

Eine Grundierung zum Bespiel mit einem Grundieröl ist nötig, damit das Holz im Inneren stabilisiert bzw. gesättigt wird und im Inneren vor der Wasseraufnahme gefeit ist. Wenn das Holz glatt oder geschliffen ist und mit einer deckenden Farbe gestrichen werden soll, ist ein ein Sperr- und Haftgrund als Schichtvermittler enorm wichtig. Denn die Farbe zieht nicht wirklich ins Holz ein und trocknet nur auf glatter Oberfläche. 3-in1-Anstriche, die nur einen Arbeitsgang versprechen, halten ihr Versprechen nicht und Do-it-yourselfer werden durch solche Slogans getäuscht.

Übrigens, wurde einmal korrekt grundiert, hält eine gute Fassadenfarbe problemlos zehn bis 25 Jahre. Danach muss die Fassade zur Auffrischung nur gesäubert und einmalig mit Farbe überstrichen werden.

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