Wann rollt, spritzt, pinselt oder wischt man eine Farbe?
Fast täglich kommt von einem Kunden die Frage, ob er die gekaufte Farbe auch spritzen oder rollen kann. Grundsätzlich können Sie fast jede Farbe nicht nur mit dem Pinsel streichen, sondern dazu auch eine Rolle oder ein Spritzgerät benutzen. Nur abhängig vom zu streichenden Untergrund, ist das möglicherweise nicht immer zielführend. Welches Werkzeug wann das richtige ist, wird hier kurz erklärt:
Farbe mit der Rolle streichen
Die Rolle ist immer dann das richtige Arbeitsgerät, wenn es darum geht, größere und zugleich ebene Flächen – wie zum Beispiel eine geputzte Innen- oder Außenwand, einen Holz- oder Estrichboden – zu streichen beziehungsweise zu rollen. Den meisten diy-Malern dürfte die Rolle zum Streichen von Wand- oder Tapetenfarben vertraut sein. Die inzwischen etwas aus der Mode gekommene Raufasertapete ist mit einer Rolle ruck-zuck gestrichen, denn nur für wenige Stellen – etwa rund um Tür- und Fensterrahmen oder an den Übergängen zu Decke und Fußboden – braucht man einen Pinsel oder eine kleine Rolle. Die Wahl der Faserlänge der Rolle hat dabei Einfluss auf bestimmte optische Effekte. So unterstützt eine langflorige Rolle die unruhige Struktur der Raufasertapete, sie kann aber auch auf glatten Tapeten oder nicht tapezierten Wänden eine leicht raue Beschaffenheit erzeugen. Für Holz- oder Estrichböden sollten Sie dagegen immer zu einer kurzflorigen Rolle greifen, weil durch lange Fasern viel Luft in die Farbe eingeschlossen wird, was bei vielen Bodenfarben zu einer Art Orangenhaut führen kann. Im Gegensatz zu mineralischen Untergründen wird die Luft in der Rolle auf Holzoberflächen nicht aufgenommen, sondern bleibt in der Farbschicht.
Übrigens: Zum Grundieren ist eine Rolle völlig ungeeignet, weil sich der Grundierer – insbesondere bei Estrich oder Holz – mit einem Pinsel deutlich besser einarbeiten lässt.
Farbe mit dem Pinsel streichen
Der Pinsel ist noch immer das Werkzeug der Wahl, wenn es um Anstriche auf Holz geht. Keine Rolle und auch kein Sprühgerät kommt an die Ergebnisse mit dem Pinsel heran. Wenn Sie Holz mit einem Pinsel grundieren und streichen, arbeiten Sie die Flüssigstoffe direkt in die spezielle Struktur des Holzes ein. Das ist vergleichbar mit einer Hautcreme, die man mit der Hand einreibt. Wenn Sie aber Grundierer oder dünnflüssige Lasuren auf das blanke Holz spritzen, erzeugen Sie lediglich einen Film, der „auf“ dem Holz liegt. Das geht zwar schön schnell, ist aber auch ganz schnell wieder renovierungsbedürftig!
Holzfassade rollen oder pinseln?
Häufig werden wir auch gefragt, ob man eine Holzfassade nicht auch mit der Rolle streichen kann. „Ja, aber“ lautet die Antwort: Sofern die Grundierung eingepinselt wurde, kann man die Farbe theoretisch auch rollen. Allerdings sollte es keine Fugen oder Rundungen im Holz geben, die die Rolle nicht erreicht und die dann mühsam nachgepinselt werden müssen. Außerdem kann das Nachpinseln zu unschönen Ansätzen oder zu Unterschieden in der Haptik führen. Unser Rat daher: Mit dem Pinsel kommen Sie in alle Bereich hinein – ohne Ansätze und Tropfnasen!
Spritzen erfordert eine gewisse Routine
Das Spritzen von Farbe hat seinen Ursprung in der metallverarbeitenden Industrie, um große bzw. viele Metallträger, Bleche u.ä. zu streichen. Hier ist das Sprühgerät die erste Wahl, denn die meisten Metalle kommen ohne Grundierung aus und durch das Spritzverfahren erhält man eine sehr ebene und ansatzfreie Oberflächenbeschichtung. Im Innenbereich erfreut sich die Sprühtechnik auch immer größerer Beliebtheit, um größere Wände mit einer neuen Farbe zu versehen. Wenn Sie aber als diy-Maler nur selten oder gar zum ersten Mal Farbe spritzen, sollten Sie wissen, dass nur Übung den Meister macht. So will der richtige Abstand zum Objekt gelernt sein, damit der Auftrag nicht zu dick (zu nahe) oder zu dünn (zu weit entfernt) wird. Ferner müssen Sie bei vielen handelsüblichen Kompressor-Geräten (Niederdruck mit ca. 10 bar) mit einem Sprühnebelverlust von zehn bis 20 Prozent Farbe rechnen. Verlustfrei arbeiten nur Airless-Systeme (Hochdruck mit ca. 100 bar), die – weil sehr teuer – vornehmlich im professionellen Bereich zu finden sind. Nicht ganz unwichtig ist auch der Zeitfaktor: Viele meinen, dass spritzen schneller ginge als pinseln. Doch insbesondere auf kleineren Flächen von bis zu 50 Quadratmetern verschlingt das Abkleben sowie die anschließende Reinigung des Sprühgerätes eine Menge Zeit. Da kann das Pinseln mitunter die schnellere und kostengünstigere Variante sein.
Übrigens: Kleinere Niederdrucksprühsüsteme fördern die Farbe aus einem Becher, der am Handgriff der Düse befestigt ist. Durch den Sprühnebelverlust können die 600 bis 1.000 ml fassenden Becher bereits nach fünf bis sieben Quadratmeter schon wieder leer sein und müssen erneut aufgefüllt werden. Während man nachfüllt, kann eine Farbe an der Fassade bereits angetrocknet sein, was zu Ansätzen führt. Niederdrucksprüher eignen sich daher nicht für größere Fassadenflächen, da der Zeitaufwand höher ist, der Sprühnebelverlust recht hoch sein kann und Ansätze beim Auffüllen des Bechers entstehen können.
Tipp: Wenn Sie planen, ein Gartenhaus, Carport oder ähnliches mit Farbe zu spritzen, grundieren Sie unbedingt zunächst per Pinsel. Bei allen Holzoberflächen ist die Grundierung der wichtigste Anstrich und wenn dieser optimal im Holz eingebunden ist, liegen Farbe oder Lasur wie ein Film fest auf der Grundierung.
Wann ist wischen angesagt?
Mit dem Wischen ist in diesem Fall das Einreiben mittels Schwamm oder Lappen gemeint und bezieht sich vor allem auf Wachse oder Öle. Da Wachs mitunter sehr träge ist und sich schlechter rollen oder pinseln lässt, sind Lappen oder Schwamm die erste Wahl für den Auftrag. Da Öle und Wachse (nur bedingt) im Gegensatz zu Lasuren oder Farben keinen Film auf der Oberfläche bilden, kann das falsche Werkzeug auch zu Schlieren führen.
Tipp: Wenn Sie Öl oder Wachs leicht in einem Wasserbad erwärmen und es dann mit einem Lappen oder Schwamm in den Untergrund einreiben, erzielen Sie eine noch bessere Penetration ins Holz, als es ein Pinsel je könnte.
Fazit
Achten Sie bei der Wahl des Werkzeuges immer auf den jeweiligen Untergrund. Putz oder Estrich sind eher feste Materialien und vertragen auch einfachere Anstriche mit Rolle oder Spritze. Gleiches gilt für Metalle. Wenn es jedoch um Holz, insbesondere im Außenbereich geht, ist der vermeintlich einfachere Weg oftmals der problematischere. Hier ist der Pinsel immer die erste Wahl. Das Sprühsystem ist nur geeignet, wenn ein intakter Alt- einen Renovierungsanstrich erhalten soll und lediglich ein neuer Film auf den alten gelangen muss.
Danke für die guten Informationen zum streichen von Türen. Der Nachbar hatte die Füllungstüren waagerecht gelagert und gestrichen. Er konnte so vermeiden, dass Nasen an den Füllungen herunterlaufen.
Leider ist die Farbe (Endanstrich) auch nach einer Woche nicht trocken. Kann ich trotzdem den zweiten Anstrich machen?
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