Wikingerfarbe neu entdeckt

Nadelholzteer – Holzschutz mit über 1000-jähriger Geschichte

Holzschutz mit Nadelholzteer

Die weltberühmten norwegischen Stabholzkirchen werden schon seit über 1.000 Jahren mit Nadelholzteer geschützt. Fotos: Auson

 

In Skandinavien ist Nadelholzteer schon seit weit über 1.000 Jahren bekannt. Der Holzschutzanstrich wird auch gerne Wikingerfarbe genannt, denn im Mittelalter waren Anstriche mit Holzteer in Nord- und Mitteleuropa die einzige bekannte Methode, um Holz im Boots- und Hüttenbau nachhaltig zu schützen. Da verwundert es wenig, dass viele der ältesten und wertvollsten Kulturgebäude in Skandinavien auch heute noch damit gestrichen werden.

Kein Teer im eigentlichen Sinne

Nadelholzteer zum Schutz von AußenhölzernWie der Name bereits verrät, wird die Teerfarbe aus Nadeholz hergestellt. Allerdings hat Nadelholzteer nichts, aber auch rein gar nichts mit dem mineralischen Teer zu tun, der u.a. für Straßenbeläge verwendet wird. Im Gegenteil: Der Holzschutz ist rein pflanzlich und heute wie vor 1.000 Jahren absolut „bio“.  Zur Gewinnung von Nadelholzteer wurden ursprünglich Baumstümpfe von abgesägten Kiefern von innen ausgekokelt. Dazu wurde mittig im Stumpf ein Feuer entfacht, das sich langsam im Stumpf von der oberen Mitte in die Tiefe zu den Außenrändern bewegt. Durch die Hitze werden die im Stumpf enthaltenen Harze an die Außenseiten getrieben, wo sie aufgefangen werden. Weil die Flüssigkeit nach dem Erkalten relativ zähflüssig ist und in ihrer Konsistenz an Teer erinnert, erklärt sich auch der Name. Nicht zu verwechseln ist Nadelholzteer mit Laubholzteer, der zumeist aus Birken- oder Buchenholz gewonnen wird und der ein Abfallprodukt bei der Produktion von Holzkohle für den Gartengrill ist. Da Laubholzteer zu viel Pech enthält ist er als Holzschutz ungeeignet und kann das Holz mittel- bis langfristig sogar schädigen. Allerdings wird der Teer gerne als Lockmittel bei der Jagd nach Schwarzwild eingesetzt.

Übrigens: Nadelholzteer wurde in früheren Zeiten auch zur Wundheilung von Pferdehufen genutzt und wird bis heute in Hautpflegeprodukten u.a. zur Behandlung der Schuppenflechte eingesetzt.

Ehemals ein schwedischer Exportschlager

Holzschutz mit Nadelholzteer

Nadelholzteer wird in Skandinavien auch gerne Wikingerfarbe genannt.

Nadelholzteer hat eine unglaublich lange Geschichte. So gibt es Anzeichen dafür, dass schon die Neandertaler Holzteer verwendet haben. Und auch danach haben sich viele die schützenden Eigenschaften zunutze gemacht – von den alten Griechen bis zu den Wikingern. Im Mittelalter entwickelte sich Holzteer zu einem wichtigen schwedischen Exportschlager und im 17. und 18. Jahrhundert hatte das Land fast eine Monopolstellung in Europa. Denn in Schweden gab und gibt es reichlich Wälder. Heute, wo sich die Menschen überall Gedanken über Nachhaltigkeit machen, erinnert man sich wieder an den guten alten Holzteer. Und das Original von Auson ist nach wie vor „bio“ und eine natürlichere und nachhaltigere Art des Holzschutzes gibt es nicht. Der Geruch von Nadelholzteer ist für den einen oder anderen sicher etwas gewöhnungsbedürftig, denn er erinnert an eine Mischung aus verkohltem Holz und einem Kiefernlatschenaufguss. Aber dieser Eigengeruch verschwindet mit der Zeit in Abhängigkeit mit der Penetration des Teers in das Holz.

Natürlicher und nachhaltiger Holzschutz

Im Nadelholzteer sind weit über 1.000 Stoffe gelöst, die den Baum während seines Lebens vor Parasiten und Verletzungen geschützt haben. Die Skandinavier sprechen deshalb auch gerne davon, Holz mit flüssigem Holz zu schützen, wenn sie Außenhölzer mit Holzteer streichen. Aufgrund der enthaltenen Schwebstoffe ist er recht dickflüssig. Dabei ist unpigmentierter Nadelholzteer weder eine Lasur noch eine Farbe, sondern vielmehr ein dickes Öl, das recht langsam ins Holz einzieht. Deshalb eignet er sich auch nicht für neue, glatt gehobelte Hölzer. Auf der dichten Oberfläche würde der Teer monatelang klebrig liegen bleiben, bis er vom Regen wieder abgewaschen ist. Sägeraues Nadelholz und/oder altes und trockenes Holz sind dagegen bestens geeignet, um dieses wunderbare Produkt zu verwenden. Ähnlich wie Lasuren und herkömmliche Holzöle, „verbrennen“ auch Nadelholzteere in der Sonne und bleichen aus. Doch im Gegensatz zu geölten Oberflächen, die schon nach sechs bis 12 Monaten in der Sonne ausgebrannt sind, werden mit Nadelholzteer behandelte Flächen erst nach fünf bis acht Jahren renovierungsbedürftig.

Übrigens: Nadelholzteere funktionieren auf allen weicheren Nadelhölzern wie Kiefer, Fichte oder Tanne. Douglasie oder Lärche sind erst dann überstreichbar, wenn das Holz schon stark ausgewittert oder spröde ist. Der Holzschutz sollte nicht auf Laubhölzern oder Holzoberflächen, die frisch geölt oder mit einer intakten Lasur oder Farbe versehen sind, gestrichen werden. Gleiches gilt für Kontaktflächen.

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