Wenn‘s schön nach frischer Farbe riecht
Angaben des Umweltbundesamtes zufolge, halten wir uns täglich im Durchschnitt 2o Stunden in Innenräumen auf – mehr als die Hälfte davon in den eigenen vier Wänden. Kein Wunder also, dass wir immer mehr Wert darauf legen, das Raumklima zuhause so zu gestalten, dass wir uns rundum wohlfühlen und unsere Gesundheit nicht gefährdet ist.
Ökologische Kriterien bevorzugt
Weil beim Umgang mit Pinsel und Rolle Lösemittel entweichen, begrenzt die sogenannte VOC Richtlinie die Emissionen flüchtiger organischer Verbindungen (VOC = Volatile Organic Compounds), die in engem Zusammenhang mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen stehen sollen. Neben der staatlichen Regulierung gibt es zudem eine Vielzahl von Verbraucherschutzorganisationen, Verbänden, Prüflabors, Medien und Instituten, die sich auf die Fahnen geschrieben haben, den Herstellern hinsichtlich der VOC Richtlinie genauestens auf die Finger zu schauen. Dabei sind gesundheitliche und ökologische Kriterien mit Abstand die Nummer eins bei der Bewertung von Farben und Lacken, denn Werbung – und darum geht es letztendlich bei der Verwendung von Umwelt- und Prüfsiegeln – wendet sich nicht an den Kopf, sondern an den Bauch des Kunden. Emotionen sind gefragt, und Emotionen kann man eben mit den Themen Gesundheit und Umwelt einfacher wecken als mit Deckkraft, Nassabriebklasse oder Verarbeitungseigenschaften.
Wasser statt Lösemittel
Was bedeutet das nun für den Heimwerker? Da Testbenzin als Alternative sehr teuer ist, haben viele Hersteller auf Wasser als Lösemittel gesetzt. Das Problem ist, dass alles, was auf Wasser basiert, auch wasserdurchlässig ist. Ein effektiver Holzschutz ist damit also nicht mehr garantiert. Deshalb ist es – insbesondere im Außenbereich – unabdingbar, Holzteile zunächst mit einem Grundieröl, das tief in das Holz einzieht, zu behandeln und danach einen Sperr- und Haftgrund aufzutragen, der als Feuchtigkeitsbarriere dient.
VOC Richtlinie kontraproduktiv?
Aus Sicht vieler Anwender und vieler skandinavischer Farbenhersteller ist die VOC Richtlinie kontraproduktiv. Hält man sich vor Augen, dass natürliches Holz, insbesondere harzreiches Nadelholz wie Kiefer, eine Vielzahl flüchtiger organischer Verbindungen (VOC) enthält, die an die Luft abgegeben werden. Den größten Anteil machen dabei die Terpene aus, die für den typischen Harzgeruch verantwortlich sind und in reiner Form Verwendung als Lösemittel (Terpentinöl) vor allem in Naturharzlacken finden. Die gleichen Emissionen entstehen auch in Nadelwäldern. Bei Wärme und Sonneneinstrahlung machen sie sich auch dort durch den charakteristischen Geruch bemerkbar.
Fazit
Vernünftiges Lüften ist die unverzichtbare Grundlage für ein angenehmes Raumklima – gerade während und nach Renovierungsarbeiten. Allein die Wassermenge von mehreren Litern pro Raum, die bei Anstricharbeiten an die Wände kommen, erfordert ja schon gute Lüftung, um ein zügiges Abtrocknen zu ermöglichen. Bei intensiver Nutzung von Räumen ist ein regelmäßiger Luftwechsel allein schon deshalb erforderlich, um das von den Nutzern ausgeatmete Kohlendioxid ausreichend abzutransportieren. Versäumt man dies, so stellen sich schon nach kurzer Zeit die typischen Symptome erhöhter CO2-Konzentrationen ein: Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit und allgemeines Unwohlsein. Wer dafür dann die frisch gestrichene Wand verantwortlich macht, ist auf dem Holzweg.
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