Einmal Schlammfarbe – immer Schlammfarbe?
Sie zählt zu den ältesten Holzschutzmitteln der Welt und auch in Deutschland erfreut sich die matte schwedische Schlammfarbe unter Besitzern von Schwedenhäusern großer Beliebtheit. Früher kam dieser Anstrich, der aus den kupferhaltigen Nebenprodukten des Bergbaus gewonnen wird, in Schweden noch großflächig zum Einsatz. Doch heutzutage ist er weitestgehend aus der Mode gefallen.
Kurze Wartungsintervalle
Wer Schlammfarbe streicht, muss sich nämlich mit sehr kurz getakteten und aufwendigen Wartungsintervallen anfreunden. Deshalb findet man Schlammfarbe überwiegend noch auf landwirtschaftlichen Gebäuden im milden Klima des schwedischen Binnenlandes. Schlammfarbe, sofern es sich um die originale Variante „Falu Rödfärg“ handelt, muss etwa alle fünf bis acht Jahre zunächst mit einer Drahtbürste abgebürstet und dann überstrichen werden. Die etwas günstigeren, industriellen Varianten der Schlammfarbe, kommen teilweise sogar nur auf drei bis fünf Jahre, ehe das Renovierungsprocedere erneut beginnt. Zu dem immensen Aufwand alle paar Jahre kommt, dass der anfallende Staub beim Bürsten Umwelt- und gesundheitliche Risiken birgt. Da ist es kein Wunder, dass immer seltener schwedische Hausbesitzer mit Schlammfarben arbeiten. Moderne Fassadenfarben kommen immerhin auf Standzeiten von bis zu 20 Jahren und müssen auch dann nur einmal überstrichen werden. Abgebürstet oder gar geschliffen werden diese Farben nie.
Schlammfarbe auf historischen Fassaden
Trotzdem sieht man Schlammfarbe oft noch auf den historischen sägerauen Holzfassaden in Schweden. Der Grund ist einfach: etwas was einmal mit Schlammfarbe gestrichen wurde, lässt sich schwerlich mit etwas anderem überstreichen. Diese Erfahrung machen auch Deutsche Holzhausbesitzer, denen die Holzbaufirmen Schlammfarbe empfohlen hatten. Oftmals ist die Enttäuschung groß, wenn der charakteristisch rot-braune Anstrich schon nach wenigen Jahren massiv abfärbt oder sich gänzlich abgewaschen hat. Denn was häufig auch nicht erwähnt wird: Schlammfarbe ist nicht für gehobeltes Holz geeignet und direkte Bewitterung verkürzt die Standzeit noch weiter. Das gilt im Übrigen für alle matten Holzfarben, nicht nur für Schlammfarbe!
Alternative Nadelholzteer
Was also tun, wenn die Fassade mit Schlammfarbe gestrichen wurde, man sich aber einen Anstrich wünscht, der den hiesigen Witterungseinflüssen besser gewachsen ist? Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: erneut Schlammfarbe verwenden oder zu Nadelholzteer greifen. Nadelholzteer ist einer der wenigen, wenn nicht sogar der einzige Anstrich, der direkt auf Schlammfarbe aufgetragen werden kann. Allerdings gilt auch hier: alte Schlammfarbe muss erstmal grob abgebürstet werden.
Mit etwas intensiverem Bürsten sind auch Ölfarben wie die reine Leinölfarben von Allbäck sowie die Kieselölfarbe ODEN geeignet, um eine ehemals mit Schlammfarbe gestrichene Holzfassade zu behandeln.
Der Holzschutz der Wikinger
Nadelholzteer ist der älteste bekannte Anstrich der Menschheit. Dieser rein biologische Teer aus Kiefernharz wird seit etwa 7000 Jahren von Menschen hergestellt. Schon die alten Wikinger haben ihre Boote und Kirchen mit diesem Kiefernharzprodukt behandelt. Bis heute werden norwegische Stabholzkirchen damit gestrichen. Hat man einmal die alte Schlammfarbe abgebürstet, folgen ein bis zwei verdünnte Schichten mit Nadelholzteer. So ein Anstrich hält mit etwa zehn Jahren etwas länger als Schlammfarbe, er lässt sich aber dann wesentlich einfacher renovieren. Denn Nadelholzteer kann einfach alle zehn Jahre übergestrichen werden. Bürsten oder gar schleifen muss man nicht mehr. Abgesehen davon ist Nadelholzteer auch für direkt bewitterte Flächen oder gehobeltes Holz geeignet. Hat die alte Schlammfarbe sich also immer abgewaschen, da sie direkt in der Witterung stand oder gar auf gehobeltes Holz gestrichen wurde, kann man den Anstrich und somit die Fassade mit Nadelholzteer retten.
Übrigens: Der rote Nadelholzteer „rödtjära“ ist sogar das originale Schwedenrot. Es ist etwas heller als das bräunliche falu rot der Schlammfarbe, hat allerdings mehr Tradition und ist in Skandinavien beliebter. Neben dem Rot gibt es Nadelholzteer in verschiedenen Brauntönen, Grün und Schwarz.
Was bleibt sonst?
Wer weder Schlammfarbe noch Nadelholzteer verwenden möchte, muss auf eine moderne Fassadenfarbe wechseln. Dies erfordert allerdings einiges an Vorarbeit, denn dann genügt es nicht, die alte Farbe leicht abzubürsten. Will man zu einer modernen Fassadenfarbe wechseln, die mit 15 bis 20 Jahren Standzeit und teilweise mit „Lotuseffekt“ zu den renovierungsärmsten Anstrichen zählen, muss alles ab! Man startet, indem man das alte Holz gründlich mit einer Drahtbürste abbürstet. Anschließend spült man mit Wasser nach oder fegt die letzten Staubpartikel ab. Ist alles lose entfernt worden, folgt ein Fassadenreiniger, der mit Wasser verdünnt und mit einer Bürste oder einem Besen ins Holz eingerieben wird. Nach kurzer Einwirkzeit wird alles mit klarem Wasser abgewaschen. Bleibt viel Farbe im Holz, muss man den Vorgang ggf. wiederholen. Ist das Holz nun weitestgehend sauber und trocken, kann man systematisch grundieren. Als erstes wird das spröde Holz mit einem Grundieröl gesättigt, um es vor Feuchtigkeit, Fäulnis und Rissbildung zu schützen. Wurde die Fassade abgeschliffen bzw. war das Holz vorher schon glatt/gehobelt, folgt darauf ein Sperr- und Haftgrund, der auf glatten Oberflächen unverzichtbar ist, weil Fassadenfarben darauf sonst abblättern würden. Handelt es sich um sägeraues Holz, kann der Haftgrund entfallen. Anschließend folgen zwei Deckanstriche mit der Fassadenfarbe. Nach einer Standzeit von 15 bis 20 Jahren, reicht es völlig aus, die Flächen einmal mit der Fassadenfarbe überzustreichen.
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