Weiße Farbe – was die Pigmente ausmachen
Wenn die eigenen vier Wände in frischem Weiß erstrahlen sollen, hat so mancher den Eindruck: früher war das Weiß viel weißer und es hat auch viel besser gedeckt. Dieses Phänomen mit der weißen Farbe erlebt man übrigens nicht nur mit Wand- oder Tapetenfarben, auch bei Lacken hat man mitunter Schwierigkeiten, einen deckenden Anstrich hinzubekommen. Problematisch wird es, wenn der Untergrund vorher dunkelrot, grün oder orange gestrichen war – da braucht es – je nach Qualität der Farbe – drei bis sechs Anstriche, ehe alles komplett weiß ist. Warum das so ist und wie sich weiße Farbe in den letzten 30 Jahren verändert hat, wird hier erklärt:
Hoch deckend, aber auch sehr giftig
Bis in die späten 80er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde für weiße Farbe ein Pigment verwendet, das man unter der Bezeichnung „Bleiweiß“ kennt. Wie alle bleihaltigen Pigmente ist es hoch deckend, schnell trocknend, aber auch sehr giftig. Das hatte zwar die Farbe und die gestrichenen Oberflächen vor Mikroorganismen und Insekten geschützt, es konnte aber beim Verwender gesundheitliche Schäden hervorrufen. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es mit der kommerziellen Herstellung von „Zinkweiß“ eine Alternative – nicht ganz so giftig, aber immer noch hautreizend und biozid, so dass heute ein entsprechendes Gefahrensymbol auf der Farbdose verlangt wird.
Unbedenklich, aber nicht ganz so weiß
Wer heutzutage Farben für Haus und Garten kauft, achtet in aller Regel auf die Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit des Anstrichs. Bleiweiß ist schon lange nicht mehr zulässig und Zinkweiß sollte nur unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen zum Einsatz kommen. Deshalb setzt die Farbenindustrie heute „Titanweiß“ (Titandioxid) als Pigment für weiße Farben ein. Titanweiß ist unbedenklich für die Gesundheit und die Umwelt, aber es hat eine schlechtere Deckkraft als Blei- oder Zinkweiß und es trocknet sehr viel langsamer.
Methoden für eine bessere Deckkraft
Bei der Herstellung einer weißen Farbe auf Basis von Titanpigment gibt es zwei Methoden, die Deckkraft zu verbessern:
- 1. Man gibt die höchstmögliche Menge an Titanpigment in die Farbe. Da die Farbe durch die Überpigmentierung allerdings auskreiden kann, muss dabei darauf geachtet werden, dass das Bindemittel (z.B. Acryl, Acrylat, Öl oder Alkydharz) in einem ausreichenden Verhältnis zum Pigment steht.
- 2. Um am teuren Titandioxid-Pigment zu sparen, geben einige Hersteller Billigpigmente wie Kreide hinzu. So wird ein höheres Volumen erreicht, wodurch der Anstrich im feuchten Zustand vermeintlich besser deckt. Solche Farben sind jedoch deutlich weniger oberflächenfest, was man bei vielen Dispersionsfarben erlebt, die nach dem Trocknen weiß abfärben, so dass schlimmstenfalls der Untergrund wieder durchkommt.
Methode 1 ist in jedem Fall die bessere, bisweilen aber auch die teurere Variante für weiße Farbe. Doch „teuer“ muss nicht unbedingt „hohe Deckkraft“ bedeuten, denn auch hier sparen manche Hersteller am teuren Pigment. Wohl wissend, dass es der Kunde nicht mehr anders kennt und sowieso davon ausgeht, dass weiße Farbe nicht so gut deckt.
Übrigens: Die skandinavischen Farbenhersteller geben in aller Regel die maximal mögliche Menge an Pigment zur Farbe und verzichten gänzlich auf billige Füllstoffe oder Ersatz-Pigmente. Unsere Dispersionsfarbe Älva enthält darüber hinaus ein Keramikpulver, das dieser Farbe nicht nur eine höhere Deckkraft verleiht, sondern sie auch besonders hart, extrem abwaschbar und sogar säureresistent macht.
Guten Tag,
danke für diese Informationen. Wie oder wo bekomme ich denn Kalkputz (Sumpfkalk) mit vielen Titanpigmenten drin? Der Putz soll auch ohne Schadstoffe sein.
MfG
Elisabeth Becker-Schmollmann