Die traurige Geschichte des Mats Israelsson
Wir schreiben das Jahr 1676 als Mats Israelsson, einer von über 1.000 Grubenarbeiter der seinerzeit größten Kupfermine der Welt in Falun, unweit des geografischen Mittelpunkts Schwedens, verschwindet. Von seinen Kollegen wird er fet Mats (fetter Mats) genannt. Das aber nicht etwa wegen seiner Leibesfülle, sondern weil Mats ein wirklich stattlicher, großer Schwede und allseits sehr beliebt ist.
Heimlich aus dem Staub gemacht
In Kürze will Mats seine geliebte Margreta heiraten, nun aber ist Schichtende und er ist auf dem Weg aus dem Stollen nach oben. Dort angekommen bemerkt er, dass ein Kollege sein Werkzeug unten vergessen hat. Und wie Mats so ist, macht er sich wieder auf den Weg in die Grube, um das Werkzeug zu holen. Als er auch Stunden später nicht wieder auftaucht, vermuten alle, er habe kalte Füße bekommen und sich wegen der bevorstehenden Hochzeit aus dem Staub gemacht.
Über 40 Jahre später wird Mats Leiche gefunden
1719 fällt die Kupferausbeute in der Mine sehr mäßig aus und man beschließt, alte bzw. aufgegebene Stollen erneut zu öffnen. Dort in 150 Metern Tiefe wird die Leiche eines jungen Mannes, der unter Schutt begraben liegt, gefunden. Keiner der Grubenarbeiter kennt den jungen Mann, der wegen seiner sehr weichen Haut aussieht, als wäre er erst vor wenigen Stunden verstorben. Man bringt die Leiche nach oben und befragt sämtliche Mitarbeiter. Doch niemand scheint den jungen Mann zu kennen. Die Nachricht vom unbekannten Toten verbreitetet sich rasend schnell in Falun und Umgebung, doch auch unter diesen Leuten scheint niemand den Verunglückten zu kennen. Bis eine alte Frau aus Falun an den Leichnam herantritt. Sie heißt Margreta Olsdotter und beim Anblick des Toten ruft sie heraus: „Das ist doch mein Mats!“
Optisch unversehrt und für Werbezwecke missbraucht
Fet Mats war also gar nicht abgehauen, er lag 42 Jahre verschüttet in der Grube. Seine optische Unversehrtheit wird auf das vitriolhaltige Wasser in der Grube und des Eisenoxid-Pigments, das aus dem Abraum des Kupfererzes gewonnen wird, zurückgeführt, die seinen Körper und auch die in seiner Tasche gefundene Tabakdose konserviert hatten. Also wurde der arme Kerl in den folgenden 29 Jahren zu Werbezwecken für die enorme konservierende Wirkung des Pigments im Schwedenrot ausgestellt. Dass bei fet Mats aufgrund des Sauerstoffs an der Oberfläche bereit nach einem Tag der Verwesungsprozess einsetzt und der Verwesungsgeruch kaum auszuhalten ist steht in krassem Gegensatz zu den Touristenströmen, die Falun in den nächsten Jahren erreichen.
Die letzte Ruhe erst nach gut 250 Jahren
1738 wird fet Mats dann endlich unter dem Boden der Stora Kopparbergs Kirche begraben, nur um ihn 1816 dort wieder auszugraben. Es folgen zwei weitere Beerdigungen auf dem Kirchengelände, bis er schließlich 1862 in einer Holzkiste auf dem Dachboden der Kirche landet. Der Grund dafür liegt bei den Beerdigungskosten, die auch damals schon von den Angehörigen getragen werden mussten. Da es aber keine Verwandten mehr gab, wurde der Leichnam bzw. die sterblichen Überreste immer mal wieder woanders deponiert. Auf dem Dachboden der Kirche ist er jedoch schnell vergessen. Erst als Handwerker im Jahr 1900 den Dachboden renovieren sollen, werden die sterblichen Überreste von fet Mats in der Holzkiste wiedergefunden und erneut öffentlich ausgestellt. Erst 30 Jahre später hat man Erbarmen mit fet Mats und bettete ihn nach gut 250 Jahren endlich auf dem Friedhof der Kirche zur letzten Ruhe. Dort liegt er nun seit fast 90 Jahren und es bleibt zu hoffen, dass sich daran nicht wieder etwas ändern wird.
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