Holz streichen: im Außenbereich lieber warten
Als nachwachsender Rohstoff lässt sich Holz nahezu für jeden Zweck in Haus und Garten einsetzen. Gerade im Außen- bereich – ob als Fassade, Zaun, Sicht- schutzwand, Gartenhäuschen oder Spielgerät – erfreut sich Holz anhaltender Beliebtheit. Im Freien ist Holz besonderen Witterungseinflüssen durch Regen, Sonne und Wind ausgesetzt und wenn sich Heimwerker nach einer geeigneten Farbe für das neue Außenholz erkundigen, stehen unsere Kundenberater immer wieder vor der gleichen Thematik, denn die meisten wollen sofort streichen – am besten sofort nach dem Kauf oder der Anlieferung.
Woher kommt die Eile?
Das neue Holz umgehend zu streichen, mag an der sprichwörtlichen deutschen Gründlichkeit liegen, die Dinge sofort in die Hand zu nehmen. Häufig steckt auch der Wunsch dahinter, dass der neue Zaun, das Spielhäuschen oder das Carport möglichst schnell den richtigen Look erhalten soll. Zudem ist in vielen Aufbauanleitungen zu lesen, dass man das Holz noch vor der Montage im Nut- und Federbereich gegen Blauschimmel schützen sollte. Dahinter steckt eine rund 60 Jahre alte DIN-Verordnung, die sich längst überholt hat.
Frisches Holz streichen ist kontraproduktiv
Kein Skandinavier käme auf die Idee, neu erworbenes Holz sofort zu streichen. Das liegt nicht am Fehlen einer entsprechenden DIN-Norm, mit ihrer jahrhundertelangen Holzbauerfahrung wissen es die Skandinavier einfach besser. Frisches Holz streichen ist einfach kontraproduktiv, denn:
– Holz wird heutzutage technisch getrocknet. Dadurch ist das Holz im Inneren, wo auch das Messgerät die Restfeuchte ermittelt, zwar relativ trocken. Unter der Holzoberfläche befindet sich aber immer noch eine höhere Restfeuchte, die noch raus muss.
– Außerdem „wehrt“ sich das Holz bei der Montage und neigt stellenweise zu Haarrissen – zum Beispiel dort, wo Äste eingeschlossen sind oder schlicht weil das Holz eine „einfachere“ Qualität hat.
– Glattes, gehobeltes Holz wird durch die Hitzeentwicklung des Hobels im Sägewerk an der Oberfläche stark verdichtet. Dadurch wird die Oberfläche quasi wasserabweisend und lässt entsprechend schlecht auch Grundierer, Lasur oder Farbe schlecht ins Holz hinein.
Im hohen Norden wartet man deshalb teilweise mehrere Wochen und Monate, ehe das verbaute und entsprechend bewitterte Holz erstmals gestrichen wird. Durch die Wechselwirkung von Feuchtigkeit und Sonne kann sich die Holzoberfläche etwas öffnen, so dass die Restfeuchte aus der Oberfläche entweichen kann. Eventuell entstandene Haarrisse werden dann durch die Grundierung und Farbe geschlossen.
Übrigens: Das Holz nimmt, insbesondere in den Sommermonaten, keinen Schaden, nur weil es nicht sofort „eingekleistert“ wird.
Edel- und Tropenhölzer nicht zu früh streichen
Besonderes Augenmerk legen die Skandinavier auf Holzarten, die per se eine hohe Dichte aufweisen. Hierzu zählen die Nadelhölzer Douglasie und Lärche, im Besonderen die sibirische Lärche, aber auch Laubhölzer wie Eiche, Kastanie und Robinie sowie die meisten Tropenhölzer. Bei diesen Holzarten raten wir dringend davon ab, sie zu früh zu streichen. Für Douglasie und die heimische/europäische Lärche empfehlen wir eine Bewitterungszeit von mindestens zwei bis vier Monaten. Bei Holz aus sibirischer Lärche kann es sogar mehrere Jahre dauern, bis Sie zum Pinsel greifen sollten. Ist das Holz nach einigen Jahren dunkelgrau bis schwarz geworden, finden Grundierer, Lasur oder Farbe ihren Weg ins Holz umso leichter. Allerdings wird sibirische Lärche meistens unter dem Aspekt gekauft, ganz auf einen Anstrich zu verzichten.
Die Sache mit den Gerbsäuren in Laubhölzern
Laubhölzer – wie zum Beispiel von der Eiche – enthalten oftmals auch Gerbsäuren, die in den ersten ein oder zwei Jahren aus dem Holz austreten. Wenn Sie frisches Holz streichen, käme es bei einer Lasur oder Acrylfarbe – aber auch bei einem Holzöl – zu dauerhaft sichtbaren Verfärbungen. Daher sollten Sie auch Laubhölzer frühestens nach ein bis zwei Jahren streichen.
Kollegen wollen ihre Zäune zusammen streichen. Sie wohnen nebeneinander. Mit der Teamarbeit könnten sie sich schneller bewegen und anspornen.
Wir haben unsere Laube auch zu früh gestrichen, aber es sieht trotzdem gut aus. Beim zweiten Anstrich wurde die Laube jetzt echt schön. LG
[…] Quelle: https://journal.schwedischer-farbenhandel.de/von-den-schweden-lernen/ […]
Fachkundige Holzhändler bzw. Förster bestätigen, dass Lärchenhölzer möglichst nicht sofort mit einem anstrich behandelt werden sollten. Es gibt physikalische Gesetzmäßigkeiten, die ein dauerhaften beschichten von Lärchenhölzern verhindern, wenn diese nicht schon etwas bewittern konnten. Lesen Sie dazu bitte auch unseren Beitrag im Journal: https://journal.schwedischer-farbenhandel.de/nur-nicht-zu-viel-des-guten/
Hallo!
Darf ich eine Frage stellen: Sichtschutzzaun 8m x 1,8 m europäische Lärche also erst montieren und Wochen danach streichen? An die Seiten zwischen Pfosten und Zaunelement käme dann kein Holzöl…
Vielen Dank für Ihre Rückmeldung und freundliche Grüße,
Meike Gück
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